Der vorliegende LM2904DR wurde über Farnell beschafft. Im Vergleich zu den hier dokumentierten LM2904 fällt auf, dass sowohl das Texas Instruments Logo als auch der Streifen am linken Rand fehlen. Dies ist allerdings nicht ungewöhnlich, die Beschriftung wurde 2022 umgestellt (PCN#20211123004.0).
Die Abmessungen des enthaltenen Dies betragen 0,8mm x 0,6mm. Es ist deutlich kleiner als die Revision E und die Revision H der ersten Generation.
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In der oberen linken Ecke des Dies findet sich als einzige Beschriftung des Dies die Zeichenfolge LM358B. Man kann folgern, dass es sich um die weiterentwickelte B-Variante des LM2904 handelt. Auf den ersten Blick erscheint die Reihenfolge E, H, B unlogisch. Hier muss man aber bedenken, dass die B-Variante eine größere Überarbeitung darstellt. Die Strukturgröße und der Aufbau der einzelnen Schaltungsteile unterscheiden sich deutlich. Bei solchen Sprüngen werden Revisionszähler oft zurückgesetzt.
Man fragt sich warum ein LM2904B als LM2904 deklariert wurde. Das hat höchstwahrscheinlich wirtschaftliche Gründe. Die B-Variante weist etwas bessere Spezifikationen auf. Technisch sollte diese als LM2904 nicht negativ auffallen. Die kleineren Strukturen und der modernere Prozess reduzieren aber die Fertigungskosten. Für den Komparator LM2903 hat Texas Instruments veröffentlicht, dass alle Varianten auf die neue B-Variante umgestellt wurden.
Im Vergleich zur ersten Generation des LM2904 finden sich hier einige interessante Unterschiede in der Schaltung. Neben diesen Unterschieden erkennt man auch einige Vorhalte. Es wurden zwar keine aktiven Elemente vorgehalten, man hat aber viele Leitungen als Stichleitungen ausgeführt und Widerstände integriert, die nur einseitig kontaktiert sind.
Besonders ungewöhnlich erscheinen die RC-Glieder an den Eingängen des Differenzverstärkers. Texas Instruments beschreibt diese RC-Glieder als "EMI filters". Weitere Unterschiede zur ersten Generation des LM2904 finden sich in der Spannungsverstärkerstufe. Am Transistor Q9 wurde der Transistor Q15 ergänzt. Als Diode verschaltet, sorgt er dafür, dass der Differenzverstärker nicht nur den Basisstrom von Q9 aufnehmen, sondern auch Basisstrom für Q10 liefern kann. Die Diode zur Leckstromkompensation von Q10 fehlt, dafür hat man den Widerstand R11 integriert. Außerdem wurde der Kompensationskondensator C1 mit dem Kondensator C4 ergänzt. Die Ausgangsstufe entspricht wieder dem ursprünglichen LM2904.
Die Stromquellen des Operationsverstärkers hat man mit einzelnen Transistoren aufgebaut. Widerständen an den Emittern ermöglichen es die Stromstärke einer jeden Stromquelle einzustellen. An den Eingängen und zwischen den Versorgungspotentialen befinden sich Schutzstrukturen. Es scheint sich lediglich um Dioden zu handeln.