Der Sescosem ESM222 ist ein Audioverstärker in einem TO3-Gehäuse. ESM steht wahrscheinlich für "Électronique Sescosem Monolithique". Auf der Unterseite scheint sich ein Datecode zu befinden. Demnach wurde der Baustein 1978 gefertigt. Die maximale Versorgungsspannung des ESM222 beträgt 18V. Mit einer Versorgungsspannung von 14V speist der Baustein bis zu 10W in eine 2Ω-Last.
Es finden sich nur sehr wenige Informationen zum ESM222. In der Zeitschrift Electronica Pratica (Nr. 3, März 1982) ist eine mögliche Verschaltung dargestellt.
Das Gehäuse führt das Massepotential. Die Versorgung der Endstufe und der Ausgang wurden jeweils mit zwei Bonddrähten angebunden.
Die Abmessungen des Dies betragen 2,3mm x 1,6mm. Einen großen Teil der Fläche nehmen die Leistungstransistoren ein.
In der oberen rechten Ecke des Dies ist die Bezeichnung ESM231P4 abgebildet. Der ESM231 wurde in anderen Gehäusearten angeboten und kann mit einer deutlich höheren Spannung arbeiten. An 4Ω und mit 24V liefert der ESM231 bis zu 18W. Offenbar stellt der ESM222 eine Sortierung des ESM231 dar.
In der Zeitschrift Funkschau (Heft 15, Juli 1975) wird der ESM231 ausführlich erklärt. Leider ist die Qualität der Bilder nicht optimal.
Die Schaltung des ESM222 beziehungsweise ESM231 lässt sich relativ einfach dokumentieren.
Der ESM222 besitzt vier verschiedene Versorgungspotentiale. Das Bezugspotential der Endstufe ist von dem Bezugspotential der restlichen Schaltung abgetrennt, so dass der Masseversatz durch den Laststrom keine Störungen verursacht. Vcc stellt die Versorgungsspannung dar. Parallel dazu kann man einen Teil der Schaltung über einen Bootstrap-Kondensator am Pin 2 versorgen. Das so erzeugte höhere Potential Vb ermöglicht es das Potential an der Last näher an die Versorgungsspannung hinzuführen.
Am Eingang des Verstärkers befindet sich ein Differenzverstärker mit einer vorgeschalteten Pufferstufe (hellgrün, dunkelgrün). Die Rückkopplung wird über R2/R3 angepasst. Der Teiler muss extern mit einem Kondensator beschaltet werden, da das Ausgangssignal kapazitiv ausgekoppelt wird und der ESM222 selbst das Ausgangspotential auf die halbe Versorgungsspannung einstellt. Durch den Kondensator ist das Rückkopplungsnetzwerk für Wechselspannung wirksam, stellt aber keine Belastung für die Arbeitspunkteinstellung dar.
Der Differenzverstärker ist von einer Schaltung umgehen, die mehrere Zwecke erfüllt. Q12 stellt eine Art Spannungsregler dar (braun). Die Widerstände R7 und R8 erzeugen die zugehörige Referenzspannung. Ein weiterer extern anzuschließender Kondensator stabilisiert diese Spannung. Ein Stromspiegel (lila) erzeugt einen genau definierten Strom, der am rechten Eingang des Differenzverstärkers das halbe Versorgungspotential einstellt. Der dritte Teil der Schaltung bildet die Stromquelle für den Differenzverstärker (türkis).
Auf den Differenzverstärker folgt eine Spannungsverstärkerstufe (gelb). Dort ist ein Kondensator zur Begrenzung des Frequenzgangs integriert. Das Basispotential des Transistors Q13 wurde aber für eine weitere Anpassung auch nach außen geführt. Darauf folgt eine Treiberstufe (orange) und die Endstufe (rot). Die Endstufe besteht aus einem Darlington-Transistorpaar und einem Sziklai-Transistorpaar. Die Einstellung des Ruhestroms erfolgt mit Bezug auf das Ausgangspotential (grau).
Die Arbeitspunkteinstellung für die Stromquellen (blau) beinhaltet einen Übertemperaturschutz (rosa). Steigt die Temperatur zu stark an, so reduziert diese Schaltung den Referenzstrom und damit die Aussteuerung der Endstufe. Der ESM222 besitzt zusätzlich einen Überlastschutz. In der Endstufe ist keine Strommessung integriert. Stattdessen hat man die Steuerströme so begrenzt, dass sich kein problematischer Strom in der Endstufe einstellen kann.
Zwischen den Widerständen R15 und R16 befindet sich ein Testpad. Die beiden Widerstände definieren die Schwelle der Übertemperaturabschaltung. Über das Testpad kann man diese Schwelle bestimmen. Der Widerstandswert von R16 lässt sich über die Metalllage anpassen.
Die Strukturen um R12 bieten ebenfalls die Möglichkeit den Widerstandswert und damit den Arbeitsstrom der verschiedenen Schaltungsteile zu variieren. R12 ist ein Pinch-Widerstand. Zwei weitere in Serie geschalteten Pinch-Widerstände überbrückt die Metalllage. Darüber sind zwei gewöhnliche, nicht kontaktierte Widerstände integriert, die höchstwahrscheinlich ebenso für R12 herangezogen werden können.
Die Basisfläche des Transistors Q13 hat man nach links verlängert. Diese Basisfläche bildet mit der Kollektorfläche die Kapazität, die einen Teil der Frequenzkompensation darstellt.