Der 105A ist ein sehr alter von Analog Devices produzierter, diskreter Operationsverstärker. Eine Broschüre aus dem Jahr 1966 zeigt, dass es sich um die günstigste Variante einer ganzen Familie handelt. Inflationsbereinigt beträgt der Stückpreis aber immerhin 140€.
Als Spannungsversorgung erwartet der Operationsverstärker +/-15V bis +/-16V. Er nimmt dabei 4,5mA auf. Die Grenzfrequenz gibt das Datenblatt mit 1,5MHz an. Die Slewrate liegt bei 1,2V/µs.
Das Gehäuse besteht aus einem Kunststoffbecher, in dem der Operationsverstärker eingegossen wurde. Ein Deckel stellt den Abschluss auf der Unterseite dar. Entfernt man den Deckel und den Becher, so kann man eine gewisse Schichtung erkennen. Das Material scheint in drei Schritten eingebracht worden zu sein.
Legt man den Operationsverstärker über viele Stunden in Aceton ein, so weicht das die äußerste Schicht des Vergussmaterials etwas auf und man kann sie in sehr kleinen Stücken abtragen.
Nachdem eine dünne Schicht abgetragen wurde, muss man den Operationsverstärker wieder längere Zeit in Aceton einlegen. So kann man sich Stück für Stück zu den Bauteilen vorarbeiten.
Die Transistoren befinden sich in sehr alten Gehäusetypen. Die Basis bildet ein Zylinder aus Kunststoff, durch den die Pins nach oben geführt werden. Auf der Oberseite liegt das Die, das von einem Verguss geschützt wird. Aceton löst auch dieses Vergussmaterial an, so dass man es beim Freilegen teilweise auch entfernt.
Auf der Platine befinden sich ein Kondensator, mehrere Widerstände und Transistoren. Besonders auffällig sind die zwei Transistoren im Vordergrund rechts. Sie werden von einem Metallring umfasst. Es handelt sich um die Eingangstransistoren, bei denen diese Maßnahme Temperaturunterschiede reduzieren soll.
Ab einem gewissen Punkt wird es möglich die Schaltung zu analysieren.
Hier wurde das rechte Bild gespiegelt, so dass sich die Bauteile leichter den Verbindungen auf der Unterseite zuordnen lassen. Eine Leiterbahn hat sich beim Freilegen gelöst (gelb).
Die Schaltung zeigt einige Besonderheiten. Von den zwei Eingangstransistoren des Differenzverstärkers besitzt nur einer einen Basiswiderstand. Der Kollektorwiderstand R14 ist außerdem nicht mit dem positiven Versorgungspotential verbunden. Stattdessen führt der Pin 7 das Potential nach außen. Laut Datenblatt ist hier ein 50kΩ Potentiometer anzuschließen, mit dem man dann den Offset der Eingangsstufe einstellen kann.
Der Transistor Q3 stellt die Spannungsverstärkerstufe dar. Die Anpassung des Frequenzgangs erfolgt ungewöhnlich über ein RC-Glied zwischen den Ausgängen des Differenzverstärkers. Der Summenstrom der Spannungsverstärkerstufe steuert die Stromsenke des Differenzverstärkers.
Der Transistor Q7 stellt die Endstufe des Operationsverstärkers dar. Sie arbeitet mit der Stromsenke Q6, die von einem einfachen Spannungsteiler gesteuert wird. R9 und R10 begrenzen den Ausgangsstrom. R11 scheint eine Art lokale negative Rückkopplung zu sein.
Der Transistor Q5 besitzt als einziger eine ungewöhnliche, längliche Form. Vielleicht wollte man darüber die Entwärmung verbessert.
Der Kollektorpin der Transistoren ist auf der Oberseite des Zylinders umgebogen. Darauf befindet sich der eigentliche Halbleiter. Ein weißer, weicher Silikonverguss schützt diesen Bereich zusätzlich.
Es finden sich zwei optisch unterschiedliche Transistortypen.