Das Gould 2608 ist ein Oszilloskop mit acht Kanälen, einer Abtastrate von 20MS/s und einer Bandbreite von 7MHz. Vor allem erwähnenswert ist die galvanische Trennung der acht Kanäle, die untereinander und gegenüber dem Potentialausgleich des Geräts bis 500V isoliert sind. Benötigt man keine allzu hohen Bandbreiten, so kann dieses Oszilloskop einige Differenztastköpfe ersetzen.
Die Bedienung ist großteils selbsterklärend, einige Funktionen, wie zum Beispiel die Bildschirmeinstellungen, wurden allerdings in das Menü integriert, wo sie sich nicht ganz so schnell erreichen lassen. In Anbetracht der vielen Eingänge und des großen Gehäuses wäre der Einsatz eines größeren Bildschirms absolut sinnvoll gewesen.
Der Netzschalter und der Drucken-Taster sind normalerweise nicht farblich markiert.
Der größte Vorteil des Oszilloskops ist
leider auch der größte Nachteil. Um die Potentialtrennung darstellen zu können,
sind die Eingänge nicht als normale BNC-Buchsen, sondern als triaxiale
Lemo-Stecker ausgeführt. Der innere Leiter führt das zu messende Potential, der
mittlere Leiter überträgt das zugehörige Bezugspotential und der äußere Leiter
stellt den Potentialausgleich dar.
Das Gould 2608 findet sich immer wieder
bei Ebay, die Tastköpfe werden aber sehr viel seltener angeboten. Ein Umbau der
Buchsen ist denkbar, erzeugt aber einen nicht unerheblichen Aufwand, vor allem
wenn man die Eingänge weiterhin sicher bis 500V verwenden will.
Im Gegensatz zu vielen anderen Gould-Oszilloskopen besitzt das 2608 einen Filter vor dem Gehäuselüfter. Der Luftdurchsatz ist enorm und erzeugt einen entsprechenden Schallpegel.
An der Rückseite lassen sich zwei Optionsmodule anstecken. Ein Optionsmodul stellt zum Beispiel die GPIB-Schnittstelle dar, die das Grundgerät nicht besitzt.
Das obere Gehäuseteil enthält einen
wuchtigen Plotter. Es lässt sich relativ einfach abnehmen.
Auf der Rückseite
des Gehäuses sitzt ein Ringkerntrafo. Das Gerät ist für Netzfrequenzen bis 400Hz
spezifiziert, was vor allem in der Avionik von Interesse ist. Der Rest des
Netzteils befindet sich auf diesem Bild an der oberen Kante und ist an der
Außenseite des Gehäuses befestigt. Gegenüber befindet sich die Versorgung und
Ansteuerung der Bildröhre.
Die große Platine stellt den Digitalteil des Oszilloskops dar. Rechts sind mehrere Gatearrays und RAM-Bausteine zu sehen, die die digitalisierten Signalwerte verarbeitet und speichern. Vor allem auf der linken Seite ist die restliche Steuerungslogik des Geräts platziert. In der linken obere Ecke befindet sich die Pufferbatterie, die dafür sorgt, dass die Daten in den RAM-Speichern nicht verloren gehen. Diese Batterie sollte beim Kauf eines Gould 2608 kontrolliert werden, da sie auslaufen kann und der enthaltene Elektrolyt Platine und Bauteile zerstört. Die untere Gehäusehälfte lässt sich leider nicht ohne Weiteres demontieren. Dazu ist der Tragegriff des Geräts zu entfernen. Die seitlichen Knöpfe lassen sich allerdings nach den Jahren nicht mehr zerstörungsfrei heraushebeln. Will man nur die Batterie tauschen, so kann man ihre Pins von oben abzwicken und eine neue Batterie an den Resten anlöten.
Hat man den Bügel und danach die untere Gehäusehälfte demontiert, so bekommt man Zugang zu den Eingangsstufen. Es handelt sich um zwei große Platinen, die auf den zwei Seiten einer Metallplatte montiert sind.
Die Eingangsstufen sind im vorderen Teil geschirmt. Der Schirm liegt auf dem Bezugspotential des zu messenden Signals und kann daher eine gefährliche Spannung gegenüber dem Potentialausgleich aufweisen. Zwei verdrillte Kabel liefern eine Spannungsversorgung vom Netzteil zu jeder Platine, eine HF-Leitung überträgt das ausgewählte Triggersignal (hier bereits abgesteckt) und jeweils vier Flachbandkabel verbinden die Eingangsstufen mit dem Digitalteil des Oszilloskops.
Unterhalb der Eingangsstufen befindet sich eine weitere Metallplatte, die die digitale Steuerungsplatine trägt und von hier ebenfalls demontiert werden kann.
Die zwei Eingangsstufenplatinen stellen abwechselnd die acht Eingänge dar.
Die Unterseiten der Eingangsstufen sind
ebenfalls geschirmt.
Den Potentialausgleich überträgt eine metallene Leiste.
Am Ende der Lemo-Buchsen führt eine HF-Leitung das Eingangssignal und sein
Bezugspotential zur jeweiligen Eingangsstufe.
Die Schirmbleche sind jeweils mit einer Schraube befestigt und lassen sich entsprechend leicht abnehmen. Die Kontaktierung mit dem Bezugspotential erfolgt über verzinnte Flächen.
Die gesamte Platine ist nur einseitig bestückt. Auf SMT-Bauteile wurde komplett verzichtet.
Im rechten Bereich der Eingangsstufen
befindet sich die Relais, die die Kopplung und die Eingangsempfindlichkeit
umschalten. Ein Widerstandsarray auf einem Keramikträger beinhaltet die
notwendigen Spannungsteiler. Vier Trimmer ermöglichen den Abgleich des
Frequenzgangs. Der zweite Keramikträger, der sich weiter links befindet, enthält
nur SMD-Freilaufdioden für den Treiber, der die Relais ansteuert.
Es folgen
mehrere Verstärkerstufen, die unter anderem mit drei SL3127-Transistorarrays der
Firma Plessey Semiconductors arbeiten.
Die Eingangsstufen sind vom Rest des
Geräts potentialgetrennt. Die Stromversorgung erfolgt über zwei verdrillte
Leitungen aus dem Netzteils. Jede Platine erhält eine Zuleitung, die dann über
weitere verdrillte Leitungen von Kanal zu Kanal weitergeleitet werden.
Interessant ist, dass es sich um eine Wechselspannung mit einer Frequenz im
Kilohertzbereich handelt. In einem Oszilloskop ist das ein nicht unerhebliches
Störpotential. Der große Vorteil ist allerdings, dass die Zuleitung direkt durch
einen Transformator geführt werden kann, um die galvanische Trennung der
einzelnen Kanäle sicherzustellen. Der gesamte Spannungsversorgungsblock ist in
einem eigenen kleinen Schirmblech untergebracht, um die Eingangsstufe möglichst
wenig zu stören. Neben dem Transformator befindet sich darin der Gleichrichter
und die Glättungskondensatoren.
Außerdem ist ein Optokoppler innerhalb des
Schirmblechs platziert. Über diesen Optokoppler wird der digitale Bus
übertragen, der die Mehrfachendstufe aussteuert, die unter anderem die
Abschwächerstufen kontrolliert.
Rechts neben dem Schirmblech scheint sich
eine Art Linearregler zu befinden.
Neben der Energieversorgung und dem
Optokoppler des Datenbusses überbrücken drei weitere Elemente die galvanische
Trennung. Am offensichtlichsten ist der zweite Hochfrequenztransformator. Etwas
weiter links befindet sich zusätzlich ein schwarzer Block mit sechs Pins, der
ebenfalls einen Transformator enthalten könnte. Daneben überbrücken zwei blaue
Kondensatoren die Isolationsstrecke. Die Bauform und die Farbe der Kondensatoren
lassen auf sehr spannungsfeste Kondensatoren schließen, was an dieser Stelle
auch notwendig ist.
Die drei Übertragungselemente scheinen
schaltungstechnisch recht dicht miteinander verwoben zu sein. Die
Herausforderung ist hier neben den hochfrequenten Signalanteilen des
Eingangssignals auch niederfrequente Signalanteile und den Gleichspannungspegel
übertragen zu können.
Das nun potentialgetrennte Eingangssignal
wird hinter den Schirmblechen weiter verarbeitet und digitalisiert. Neben
Standardbauteilen findet sich ein Chip, der entweder speziell für Gould
gefertigt oder zumindest spezifisch beschriftet wurde. Die Beschriftung lautet
"GOULD 458428 PREAMP 9033H". Das Logo gehört zur Firma Cherry Semiconductors.
Der Analog-Digital-Wandler ist ebenfalls recht exotisch, er wurde von TRW
gefertigt. Eine Suche nach der Bezeichnung "OC9111HB" liefert keine weiteren
Informationen.
Der zweipolige Stecker unten links überträgt für jede Platine ein Triggersignal. Die HF-Leitung ist auf diesem Bild schon abgesteckt. Auf den zwei Platinen muss folglich bereits eine Triggervorauswahl erfolgen.
Ganz rechts ist auf diesem Bild ein
Durchbruch in der Abschirmung zu sehen. Über diesen Durchbruch können die
Widerstände kontaktiert werden, die den digitalen Bus für die
Eingangsstufenumschaltung zum Optokoppler führen. Vermutlich sollte damit die
Fehlersuche erleichtert werden, da die Signale auf der Unterseite des Geräts nur
messbar sind, wenn man die Abschirmung demontiert oder die Platine aus dem
Rahmen nimmt. Sie werden direkt zum Flachbandkabel geführt, wo sie sich
allerdings auch schwer erreichbar auf der Unterseite befinden.
Weiter rechts
sind zwei weitere Durchbrüche in die Abschirmung eingebracht, unter denen sich
keine Trimmer befinden. Vermutlich können auch dort während einer Reparatur oder
Justage Potentiale geprüft werden.